Erika
(Szabó Magda)
Dies ist ein ganz wunderbares Buch, ich mußte am Ende richtig heulen, obwohl ich es schon kannte. Die Übersetzung (aus dem ungarischen) ist sehr gut, obwohl es mich schon stört, daß der Name des Mädchens geändert wurde. Es wurde bereits 1958 geschrieben und ist leider nur im Antiquariat als eine frühere DDR Veröffentlichung zu haben. Der Originaltitel ?Mondják meg Zsófikának? wird im Impressum gar nicht erwähnt, dafür erfährt man, daß der Vertrieb nur in den sozialistischen Ländern außerhalb Ungarns erlaubt ist.Magda Szabó schafft es mühelos, daß sich der Leser direkt im Kopf ihrer Figuren fühlt und dementsprechend mitleidet. Die Hauptperspektive ist die eines 11-jährigen Mädchens, das gerade den geliebten Vater durch plötzlichen Herztod verloren hat. Erika ist unglaublich scheu und zurückhaltend. Sie versucht ihrer Mutter zu helfen wo sie nur kann. Miteinander kommen sie jedoch nicht sehr gut aus, was nicht nur an Erikas Sprachlosigkeit liegt, sondern auch am vollkommenen Unverständnis der Mutter, die eine ausschließlich theoretische Pädagogin ist.Die Autorin kommt unter dem Namen Martha Szabó als verständnisvolle Lehrerin und Problemlöserin auch vor.Die Atmosphäre während weniger Wochen im heißen Sommer 1957 in Budapest ist direkt greifbar. Wie nach einem Strohhalm sucht Erika nach einer Antwort, was ihr Vater vor seinem Tod ihr noch sagen wollte und obwohl sie diese nicht verbal finden kann, versteht sie es am Ende doch.Daneben erlebt sie noch höchste Aufregung mit ihrer besten Freundin Dora, mit der sie eigentlich gar nicht sprechen darf. Sie gibt sich alle Mühe, diesem (unsinnigem) Verbot Folge zu leisten, kann es jedoch nicht verhindern, bis über beide Ohren in den Strudel der Ereignisse und Mißverständnisse hereingezogen zu werden.Nicht umsonst feierte die Autorin 2003 späte Erfolge mit dem Buch ?Die Tür? in Frankreich, wofür sie den ausländischen Femina Literaturpreis bekam.
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